Die Wohn- und Lebensverhältnisse im alten Ottensen waren für die Masse der Bewohnerinnen und Bewohner freilich damals so schlecht, dass sich in umliegenden Gemeinden schnell die Bezeichnung „Mottenburger“ einprägte. Die Lungen der Bewohner seien vergleichbar mit einem zerlöcherten und sprichwörtlich von Motten zerfressenen Tuch …
Diesen industriellen Charme hatte Ottensen noch bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Erst mit dem Niedergang klassischer industrieller Schwerpunkte, wie der Fischereiindustrie, der Werften, der Zigarettenindustrie und anderer Bereiche, begann sich das alte Ottensen nach und nach zu wandeln. Nun wurde Ottensen zum Problemfall mit starker Erwerbslosigkeit und gravierender Armut ...
Heutzutage ist davon freilich nichts mehr zu spüren. Der Stadtteil gilt längst als beliebtes Szene-Viertel mit einem besonders bunten Straßenleben, einer sehr lebendigen Kulturszene und einem hohen und wachsendem Anteil Gutverdienender.
Wie das kam, kann an verschiedenen Stationen unseres Rundgangs nachgezeichnet werden. Beispielsweise an der „Motte“ oder an der „Fabrik“, auch an den Zeisehallen. Alte Fabriken sind vielfach zu anerkannten Kulturstätten mutiert, wofür wiederum der hohe Bestand an Altbausubstanz mit heute sehr ansprechenden großzügigen Wohnungen eine gute Grundlage schaffte.
Weitere Themen unseres lockeren Rundgangs sind Episoden aus der Nazi-Zeit (Ende der 20er / Anfang der 30er Jahre galt Ottensen als rot), dann die jahrelangen Debatten um die „Neue Mitte“ von Altona, die Diskussionen mit der jüdischen Gemeinde im Zusammenhang mit der Einrichtung des heutigen Kaufhauses Mercardo sowie viele kleinere Geschichten aus dem Alltagsleben des im 19. Jahrhundert zum Industriestandort mutierten Dorfes.
Besteht der Wunsch, kann im Anschluss noch in einem der vielen Kneipen und Restaurants ein abschließendes Getränk genossen werden. Das passt zu diesem bunten und quirligen Stadtteil, der einfach nur „hüggelig“ ist. So jedenfalls hätte man es früher in der dänischen Zeit von Ottensen wohl mit Blick auf die heutigen Lebens- und Wohnverhältnisse in dem Stadtteil ausgedrückt.
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