Bildungsangebot: Alternative Stadtführungen in Hamburg
Doch für ein solches Fundament ist auch das Wissen um die eigene Geschichte, um die in dieser Geschichte errungenen Erfolge, wie auch das Wissen um die meist bitteren Niederlagen sehr wichtig. Zu wissen, wie sich derartige Auseinandersetzungen und Kämpfe auch in der eigenen Stadt oder im eigenen Stadtteil vollzogen, stabilisiert örtliches Engagement und gibt diesem auch neuen Schwung.
1897 ließ der Hamburger Senat am Portal des neu erbauten Rathauses einen in unserer Stadtgeschichte viel beschworenen Satz erneut (in lateinischer Sprache) anbringen: „Die Freiheit, die schwer errungen die Alten, möge die Nachwelt würdig erhalten“.
Doch welche „Alten“ waren das, die da um Freiheit und Fortschritt in Hamburg kämpften? Im Rahmen dieses Bildungsangebots werden wir darauf verweisen müssen, dass durchaus nicht alle „Alten“ für Fortschritt und Freiheit kämpften. Hamburg sei schon immer eine besonders tolerante und freiheitlich denkende Stadt gewesen, lautet eine weitere in Hamburg häufig zitierte Legende. Doch auch das muss etwas genauer beleuchtet werden. Denn tatsächlich war es auch in Hamburg in der Regel eben nicht das „huldreich hochwohlweise Walten“ (Heinrich Heine) der Stadtväter und der hinter ihnen stehenden Klassen, das gesellschaftlichen Fortschritt ermöglichte. Solchen zu erkämpfen, Zentimeter um Zentimeter, das war eher die Sache der Männer und Frauen aus dem Handwerkerstand und später dann die Sache der Arbeiterschaft. Und ihre Sache war es dann auch, mühsam errungene soziale und demokratische Rechte zu verteidigen.
Hinweis: Unser diesbezügliches, gemeinsam mit der MASCH, entwickelte Bildungsangebot, das wir ihnen hier vorstellen, steht dabei erst ganz am Anfang. Wenn es deshalb unter Ihnen jemanden gibt, der die noch reichlich vorhandenen Lücken (etwa für seinen eigenen Stadtteil) helfen möchte zu schließen – dann sind Sie damit bei uns auch als Stadtführer oder Referent herzlich willkommen!
Alternative Stadtrundfahrten und Stadtrundgänge zur Geschichte des Widerstands in der Nazi-Zeit
Rundgang durch die Innenstadt: Hamburg im Jahr 1933
Dieser Rundgang durch die Innenstadt führt uns zurück in das Jahr 1933, als auch in Hamburg die Razzien und Hausdurchsuchungen begannen, um Gegner der faschistischen Diktatur aufzuspüren. Das neue Regime, es konnte seine Macht nur festigen, wenn es ihm gelang, den nach wie vor starken Einfluss der Arbeiterparteien zu brechen. Sozialdemokraten und Kommunisten, auch Gewerkschafter, sie gehörten deshalb zu den ersten, die in „Schutzhaft“ genommen wurden. Wir suchen ihre Spuren und finden sie am Jungfernstieg, am Alten und Neuen Wall, auch in der Mönckebergstraße. Wir hören von ihrem Leben, ihren unterschiedlichen Motiven und ihrem Schicksal in der Nazizeit.
Rundgang zur Geschichte der Hamburger Swing-Jugend
Bei diesem Rundgang beleuchten wir das Schicksal von Jugendlichen, die sich dem in der Nazi-Zeit verordneten Jugendbild nicht beugen wollten. Mit ihrer Musik, mit ihrem Tanz, verbanden sie ein eigenes Lebensgefühl, das dem der Hitlerjugend und ihrem Gleichschritt in den Krieg, deutlich widersprach. Auffällige Kleidung, lange Haare und eine legere Lebensweise sollten das verdeutlichen. Doch in den Augen der Nazis wurden diese Jugendlichen, die nicht selten auch aus der Arbeiterschaft kamen, damit zu „degenerierten, kriminellen und asozialen Elementen“. Es folgten Überwachung, Folter und Haft. Hinweis: dieser Rundgang ist sowohl für die Innenstadt, wie auch in St. Pauli möglich.
Antifaschistische Stadtrundfahrt durch Hamburg
Bei unserer Antifaschistischen Stadtrundfahrten mit dem Bus (oder auch mit dem Rad) besuchen wir Stätten des Widerstands und der Verfolgung in ganz Hamburg. Zum Beispiel das Thalia-Theater, wo sich einst im Keller das Archiv der größten Hamburger Widerstandsorganisation befand. Oder das Rathaus, in dem Abgeordnete wie z.B. Edgar Andre und Bernhard Bästlein (KPD), aber auch Kurt Adams und Otto Schumann (SPD), gegen die sich ausbreitende braune Gewalt stritten. Natürlich auch das Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof, den Hafen und die Werften sowie die „Gedenkstätte Ernst Thälmann“ in Hamburg Eppendorf.
Alternative Barkassenfahrten zur Geschichte und Gegenwart der Hamburger Arbeiterbewegung
Die Hafen- und Werftarbeiter bildeten im 19. Jahrhundert den Kern des Hamburger Industrieproletariats. Zehntausende schufteten in den Werften und auf den Kaianlagen. Besonders anschaulich ist dies bis heute noch am Bremer Kai im Hansahafen sowie am Reiherstieg nachvollziehbar. Während einer Barkassenfahrt können diese Ziele angesteuert werden. Auch die Speicherstadt, wo auf einer Versammlung im Jahr 1896 der größte Hafenarbeiterstreik aller Zeiten seinen Ausgangspunkt nahm. Dann geht es zu den modernen Umschlagsplätzen der Containerterminals. Überall sehen wir Billigflaggen, wo die Seeleute bis heute gnadenlos ausgebeutet werden. Wir hören aber auch von großen Aktionen der Solidarität und von beeindruckenden Kämpfen der Hafen- und Werftarbeiter.
Alternative Rundgänge oder Stadtrundfahrten zur Geschichte der Hamburger Arbeiterbewegung
St. Pauli, die Altonaer Altstadt, Rothenburgsort, Wilhelmsburg und Harburg, das sind nur einige der großen Wohngebiete, in denen sich das Industrieproletariat des 19. und später des 20. Jahrhunderts in und um Hamburg ballte. Dazu kamen die großen Gängeviertel in der Neustadt und dort, wo heute die Kontorhäuser stehen. Für all diese Stadtteile bieten wir Rundgänge, aber auch Radtouren an, die auf dieses Thema fokussiert werden können. Hier und dort stoßen wir dabei auch noch auf die alten „Buden“ der Arbeiterschaft, die sich meist in den Hinterhöfen befanden. Wir hören aber auch von beeindruckenden politischen Aktionen, wie etwa dem „Altonaer Blutsonntag“, den Hungerdemonstrationen in Wilhelmsburg, dem Sturm auf die Davidwache 1919 und vielem anderen mehr.
Alternative Stadtrundgänge zum Thema „Recht auf Stadt“ / Gentrification
Der bereits für das Jahr 1888 nachweisbare Begriff Gentrification bezeichnet einen Prozess der Verdrängung, bei dem „statusniedrige“ durch „ statushöhere“ Bevölkerung in Arbeiterwohngebieten ersetzt wird. Im Schanzenviertel, auch in Ottensen oder an der „Langen Reihe“ in St. Georg, ist dieser Prozess, der durch immobilienwirtschaftliche und stadtplanerische politische Initiativen angestoßen wird, inzwischen weitgehend abgeschlossen. Mietpreissteigerungen führten dazu, dass der größte Teil der ehemaligen Bevölkerung durch Besserverdienende verdrängt wurde. Gegenwärtig können wir Ihnen solche Prozesse – aber auch den Widerstand gegen solche Entwicklungen, den damit verbundenen Kampf um das „Recht auf Stadt“ – vor allem in St. Pauli und auf der Elbinsel Wilhelmsburg besonders gut verdeutlichen.
|
Kommentar schreiben